Das richtige Licht als Schlüssel für unser Befinden? Was noch vor Jahren als esoterischer Unfug abgetan wurde, entwickelte sich nachfolgend zum eigenständigen Forschungsgebiet, der Chronobiologie. Mit Blick auf den Menschen könnte man die Chronobiologie als die Wissenschaft bezeichnen, die sich mit unserer “inneren Uhr” beschäftigt. Ein zentrales Element zur Steuerung unserer inneren Uhr ist das Licht.
Dabei entdeckt die Forschung heute Stück für Stück genau die Tatsachen, die unsere Vorfahren bereits bestens kannten. Doch ich will nicht vorgreifen. Ich möchte im ersten Schritt darauf eingehen, welche Erkenntnisse man über die Wirkung von Licht auf unseren Biorhythmus erlangt hat und welche Lösungen präsentiert werden, die diese Erkenntnisse nutzen. Nachfolgend werde ich Ihnen eine Lösung präsentieren, die recht einfach ist, jedoch eventuell eine Lebensumstellung einfordert.
Die Verwendung von Tageslichtlampen
Glaubt man diversen Lichtspezialisten, so würde es ausreichen, eine Vollspektumlampe bzw. Tageslichtlampe zu verwenden, um optimale Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden zu erreichen. So verringert, bzw. stoppt, Vollspektrumlicht die Produktion des Hormons Melatonin in der Zirbeldrüse. In der Folge sind wir munter und leistungsfähiger.
Ein Vollspektrumlicht, das flimmerfrei eine Frequenz von 35000 Hz und eine Farbtemperatur von 6000 Kelvin aufweist, würde dem Tageslicht schon recht nahe kommen. Die Wirkungen solch einer Lampe auf unseren Biorhythmus und verschiedene Körperfunktionen sind jedoch nicht immer so positiv, wie sie gerne dargestellt werden. So zeigen diverse Studien auf, dass durch ein derartiges Tageslicht Lern- und Arbeitsvermögen verbessert werden sollen. Auch die Winterdepression wäre damit zu vermeiden. Ja selbst Karies soll bei Kindern reduziert werden, die unter Vollspektrumlicht lernen. Natürlich wurde im letzteren Fall nicht verglichen, wie die Zahngesundheit der Kinder unter Vollspektrumlicht im Vergleich zu Kindern aussieht, welche den Großteil des Tages in der Natur und damit im richtigen Tageslicht verbringen. Vielmehr verglich man die Kinder mit Kindern, die unter Leuchtstoffröhren sitzen.
Es besteht wohl kaum ein Zweifel daran, dass Tageslichtlampen vorteilhafter sind, als ein flimmerndes Kunstlicht. Von daher möchte ich auch hier nicht diese Art der modernen Beleuchtung kritisieren. Allerdings ist auch diese Tageslichtbeleuchtung kein ganzheitlicher Ansatz und führt zu anderen Problemen, die wenig Beachtung finden.
Natürliches Tageslicht ist nun einmal nicht den ganzen Tag über gleich. Früh morgens gibt es einen höheren Blaulichtanteil der gegen Abend einem höheren Rot- oder Gelbanteil weicht. Unser Körper hat sich auf diese Veränderung über Jahrmillionen eingestellt. So reagiert unser Körper auf kurzwelliges, blaues Licht mit gesteigerter Aktivität und Leistungsfähigkeit. Wohl ein Grund, weshalb man bestrebt ist, Tageslicht in Arbeitsräumen zu simulieren. Wir werden dadurch sicher leistungsfähiger, insbesondere dann, wenn wir abends oder Nachts unter einem Tageslicht mit hohen Blauanteil arbeiten.
Dadurch, dass Lichtimpulse direkt über den Sehnerv in den Suprachiasmatischen Nucleus gelangen, reagiert unser Körper sehr intensiv auf Licht. Kommt nun ein Tageslicht zu einem Zeitpunkt, an dem unser Biorhythmus eigentlich herunterfahren würde, stört es unsere innere Uhr. Die Folge ist ein wie auch immer geartetes Ungleichgewicht.
Gegen Abend zeigt sich natürlicherweise ein langwelliges Licht im Gelb- oder Rotspektrum, das uns beruhigt, entspannt und schläfrig macht. Eine Lampe, die uns das richtige Licht vorgaukeln wollte, müsste den kompletten Tagesrythmus nachvollziehen. Andernfalls mag sie an einer Stelle, eine wie auch immer geartete, vermeintliche Verbesserung zeigen, die jedoch immer auf Kosten einer Verschlechterung des Gesamtzustandes erkauft wird.
Insbesondere die abendliche oder Nachtarbeit vor Computern oder Tablets, aber auch in Räumen mit Tageslicht, ist nachteilig für unser Wohlbefinden, denn der Körper baut zu einem Zeitpunkt, wo er entspannen sollte, Spannungen auf. Nächtliche Reparatur- und Regenerationsprozesse können nicht mehr stattfinden. Die unmittelbaren Folgen sind Schlafstörungen und die Förderung von Ungleichgewichten und gesundheitlichen Defiziten.
Und die versprochene Lösung?
Sie können versuchen, den natürlichen Lichtrythmus mit diversen Leuchtmitteln zu simulieren.
Allerding gibt es eine wesentlich natürlichere Methode, die jedoch eine Änderung der Lebensgewohnheiten einfordert und für einige Menschen in unserer leistungorientierten Gesellschaft oft schwer umsetzbar ist. Jedoch war sie der natürliche Lebensrythmus unserer Vorfahren. Die richteten sich nach der Sonne. Mit Sonnenuntergang ging man ins Bett. Manchmal gab es noch ein Gespräch im Kerzenschein. Lange Winternächte wurden meist einmal unterbrochen. In dieser nächtlichen Stunde verrichtete man sein Geschäft, unterhielt sich bei Kerzenschein, bevor man die zweite Hälfte der Nacht schlief. So war der Winter eine Ruhezeit. Genauso, wie er es für die Pflanzen und Tiere ist. Tagsüber verbrachte man viel Zeit im Freien.
Wer es also einrichten kann, täglich Zeit im Freien zu verbringen und mit den natürlichen Tagesrythmus zu leben, der wird auf Tageslichtlampen verzichten können und braucht sich über das richtige Licht kaum Gedanken zu machen.
Ist es Ihnen nicht möglich, so sollten Sie zumindest darauf achten, dass eine Tageslichtlampe auch nur am Tag verwendet werden sollte, bzw, das Lichtspektrum der Lampe anpassbar sein sollte. Und auch wenn eine Tageslampe mit einem hohen Blauanteil eine Wohltat für Ihren Arbeitgeber ist, sollten Sie abends darauf verzichten, denn die Rechnung für die gesteigerte Leistungsfähigkeit bezahlen Sie mit Ihrer Gesundheit.