Um es vorweg zu nehmen, ich kann Ihnen nicht empfehlen, Augentrost bei Bindehautentzündung zu verwenden.
Der Augenrtost ist sicher ein hilfreiches Kräutlein, jedoch wurde seine Wirkung in jüngster Zeit überschätzt. Unsere alten Kräuterkundigen fanden den Augentrost keiner Erwähnung wert. So fristete er in früheren Zeiten ein Leben in der Bedeutungslosigkeit.
Erst in jüngeren Jahren meinte man in diesem kleinen bitteren Halbschmarotzer, der sich mit seinen Saugwurzeln über die Wurzeln von Gräser nährt, eine sehr wirksame Heilpflanze zu erkennen. So hob man den Augentrost auf einen Sockel, auf den er sicher nicht gehört.
Seinen Namen Augentrost verdankt das Pflänzchen seinem Äusseren, wovon sicher auch seine Wirkung abgeleitet wurde. Ganz nach Paracelsus, wonach die Natur ein jeglich Ding zeichnet, dazu es gut ist.
Augentrost wird seither in der Volksmedizin nicht nur bei Bindehautentzündung eingesetzt, sondern bei vielerlei anderen Beschwerden. Sein französischer Name lässt erahnen, welche Kraft man ihm zuschrieb. So heißt unser Augentrost in Frankreich “case-lunette”, zerbrich die Brille.
Ein Kräutlein, das jede Brille überflüssig macht. Welch ein Wunderkraut. So wundert es nicht, dass der Augentrost mit der Zeit als nicht wirksam erachtet wurde. Dabei ist der Augentrost ein durchaus hilfreiches Pflänzchen bei kleineren Beschwerden. Insbesondere zur Stärkung von Magen und Galle, was nicht verwundern sollte, wenn man die Bitterkeit vom Augentrost berücksichtigt, aufgrund derer selbst das Weidevieh ihn meidet.
Auch bei einer Bindehautentzündung mag er eine leichte Besserung herbeiführen können. Allerdings kann die Zubereitung von Augentrosttee, Augentrostsalbe oder Augentrosttropfen eine Bindehautentzündung auch verschlimmern. Denn meist sind diese Zubereitungen mit Schwebstoffen verunreiningt und mit Keimen belastet. Wer Augentrost bei Bindehautentzündung einsetzt, sollte sich dieser Gefahr bewusst sein.
Fertigpräparate, die Sie in Apotheken kaufen können, sind sicher unbedenklich. Es handelt sich dabei um steril gefertigte Lösungen, die Sie in Form von Augentropfen, Augensalben oder Cremes kaufen können. Wie wirksam diese dann sind, können Sie für sich überprüfen.
Für unsere alten Kräuterkundigen wären solche Fertigpräparate sicher kein Heilmittel. Denn solch ein Pflänzchen konnte nur wirken, wenn man sich seines innewohnenden Geistes bemächtigt. In einer industriellen Produktion ist dafür kein Platz mehr. Dabei dürfte gerade die Beziehung, die wir zu einer Pflanze aufbauen, die Art und Weise, wie wir sie sammeln und zubereiten, grundlegend für seine Wirkung sein.
Im Falle vom Augentrost, sammelte man ihn in jüngerer Zeit und tropfte bei Bindehautentzündung den frisch gepressten Saft in die Augen. Alternativ wurde ein Tee aus dem Augentrost zubereitet, mit dem man 3 mal täglich die Augen wusch. Für den Tee wurde 1 Teelöffel gertockneter Augentrost mit 150ml heißen Wasser überbrüht.